Der Deggendorfer Frank Reichl durchläuft Deutschland von Nord nach Süd

von dem Presseteam

Ein Erfahrungsbericht zum 1320 km langen Deutschlandlauf

Der Laufsport hat nicht nur zahlreiche Anhänger, sondern auch viele Varianten zu bieten. Eine besondere Variante des Laufsports sind die sogenannten Ultraläufe. Hierbei legen die Teilnehmer Strecken zurück, die jenseits der Marathondistanz (42,2 km) liegen. Innerhalb dieser Disziplin stellt der Deutschlandlauf, der dieses Jahr zum 8 mal ausgerichtet wurde, eine Besonderheit dar. Insgesamt gingen 65 Teilnehmer an den Start, um nicht nur die Strecke von 1320 km durch acht Bundesländer in 19 Tagen zurückzulegen, sondern dabei auch noch rund 3000 Höhenmeter zu bewältigen. Einer der Teilnehmer war der Deggendorfer Frank Reichl vom Laufverein Deggendorf. Er berichtet an dieser Stelle über seine Motivation, Vorbereitung und Erfahrungen zu dieser bemerkenswerten sportlichen Leistung:
"Am 14.Juli begann meine Reise mit dem Zug von Deggendorf nach Husum und schließlich auf die Insel Sylt in der Nordsee. Die Rückreise sollte mich rund 1320 Kilometer (ca. 70km im Durschnitt pro Tag, das sind 13000 Fußballfelder) und 19 Tage lang quer durch Deutschland führen: von Sylt bis zum höchsten Punkt Deutschlands, der Zugspitze. Der Deutschlandlauf ist vergleichbar mit dem Transe Gaule in Frankreich (rund 1200km), der bereits 11mal stattfand (zuletzt 2016). Der Deutschlandlauf fand bislang 7mal (zuletzt 2010) als offizieller Lauf statt. In diesem Jahr organisierte Oliver Witzke aus Solingen, ein Bekannter von mir, diesen Lauf.
Die Motivation für diesen Lauf lag für mich zum einen darin, Deutschland einmal zu Fuß kennen zu lernen. Des Weiteren ging es bei der 13ten Etappe durch meine Geburtsstadt Worms. Auch das Etappenziel der 12ten Etappe lag in der Nähe von Westhofen im Kreis Alzey- Worms, was mir die Möglichkeit eröffnete Familienmitglieder, Freunde und Bekannte zu treffen. Ferner verlief die Strecke Richtung von Norden nach Süden, so dass man auch sagen kann, dass ich quasi heimgelaufen bin.
Während der Vorbereitung, die über ein Jahr dauerte, habe ich viele Marathon- und Ultramarathonläufe absolviert. Dabei ging es jedoch nicht so sehr um das Tempo, sondern eher um die Steigerung der Ausdauerbelastung. Die täglich wiederkehrende Belastung während des Deutschlandlaufs ist mit anderen Läufen (z.B. einem 100 km Lauf) nicht zu vergleichen ist. Während nach einem einzelnen Ultralauf (erst einmal) Schluss ist, geht es beim Deutschlandlauf darum am nächsten Tag wieder an den Start zu gehen und die nächste Etappe zu laufen. Im Training lief ich die Strecken entweder alleine oder mit der Radbegleitung durch meine Freundin, unter der Woche teilte ich das Training in zwei Teile mit morgens 10km und abends meistens nochmal einem Halbmarathon.

So geistig und körperlich vorbereitet ging es am 16.Juli ging es mit dem Zug von Husum nach Sylt und dann weiter mit dem Bus nach List zum Ellenbogen. Das Wetter empfing uns typisch nordisch mit Wind und Regen. Um 09:30 Uhr startete die erste Etappe des Deutschlandlaufs 2017. Es ging 39 Kilometer durch flache Graslandschaften und Dünen bis zum Bahndamm in Sylt. Dort mussten wir mit dem Zug aufs Festland übersetzen. Nach 61 Kilometern kam ich in Enge-Sande an. Die erste Etappe war geschafft.
Die dritte Etappe ging von Jevenstedt 77 Kilometer nach Hamburg. Hierbei überquerten wir den Nord-Ostsee-Kanal. Am nächsten Tag, Etappe vier, führte uns die Strecke in Hamburg vorbei an der Reeperbahn und durch den alten Elbtunnel. Ich bekam erste Probleme. Meine rechte Oberschenkelmuskulatur machte zu und wurde erst in den letzten Kilometern wieder lockerer. Nach Hamburg ging es unspektakulär 60 Kilometer an einer Bundesstraße durch die Lüneburger Heide weiter bis zum Ziel in Rotenburg.
Die Königsetappe stand am 22. Juli an. Es ging 91 Kilometer von Osnabrück nach Werne (Landkreis Unna) in Nordrhein Westfalen. Der Tag begann zuerst regnerisch, doch dann klarte es auf und die Temperaturen kletterten auf 30°C. Leider konnte man sich nach den Strapazen in der Turnhalle in Werne nicht sonderlich erholen, da sich die Beleuchtung in der Nacht nicht abschalten ließ.
Bei Etappe 8 von Werne nach Solingen verspürte ich erste Schmerzen im linken Fuß. Ab nächsten Tag verschlechterte sich der Zustand und das Fußgelenk schwoll auf die Dicke meines Knies an. Die Nässe an diesem Tag und die 16 Kilometer Trail Strecke kamen mir daher nicht sehr gelegen. Das Ende der 9ten Etappe war dann nach 60 Kilometer in Bornheim (Rhein Sieg Kreis).
Am 27.Juli startete Etappe 12 in Oberwesel (Rheinland Pfalz). Die Strecke führte am Rhein entlang und um das Deutsche Eck in Koblenz. Ab Bingen bis zum Ziel in Westhofen (Landkreis Alzey - Worms) ging es dann durch zahlreiche Weinberge.
Etappe 13 mit 77 Kilometer verlief durch meine Heimatstadt Worms. Wir liefen durch die Fußgängerzone und anschließend über die Rhein-Brücke nach Hessen. Das Ziel lag in Angelbachtal in Baden-Württemberg.
Am Folgetag stand die drittlängste Etappe an, welche aufgrund einer Baustelle auf 91 Kilometer verlängert wurde. Es ging durch Heidelberg und entlang der Neckarschleife nach Lichtenwalde (Landkreis Esslingen). Der Tag endete mit einer tollen Grillfeier, ausgerichtet durch den TSV Lichtenwalde.
Die 17. Etappe am ersten August war für mich die Schönste. Sie verlief vom oberschwäbischen Memmingen über Kempten nach Füssen im Ostallgäu. Das Terrain war abwechslungsreich und kam mir sehr entgegen. Auch mein Fuß hatte sich mittlerweile wieder etwas beruhigt. Highlight auf der Strecke war die Hängebrücke über die Iller.
Am letzten Tag, den 3. August, stand der Aufstieg von Garmisch-Partenkirchen zur Bergstation Sonnalpin auf der Zugspitze an. Wir starteten bereits um 5 Uhr, um Hitze- und Zeitprobleme zu vermeiden. Das Wetter war an diesem Tag sehr gut und bescherte uns eine wunderbare Aussicht über das Zugspitzland. Es ging durch die Partnachklamm und über die Wanderwege „Blockhütte“ und „Knorrhütte“ weiter zur Sonnalpin. Am Ziel erwarteten uns der Veranstalter und die Helfer, die uns zu unserem Erfolg beglückwünschten. (Schade war, dass es keinerlei Hinweise auf die Veranstaltung gab und somit die Zugspitz-Touristen den Zieleinlauf nicht zur Kenntnis nahmen.) Insgesamt habe ich für diesen Lauf rund 205 Stunden benötigt, im Schnitt ca. 10 Stunden pro Tag. Es war geschafft! Ich habe den Deutschlandlauf 2017 gefinisht!
Die Siegerehrung am letzten Tag war leider etwas spät angesetzt, da viele Teilnehmer zu diesem Zeitpunkt schon abreisen mussten und viele auch einfach sehr erschöpft waren. Am Ende erreichten 40 Läufer/-innen von 65 gestarteten das Ziel. Die anderen mussten leider verletzungsbedingt aussteigen. Das gesamte Teilnehmerfeld war sehr homogen und jeder beglückwünschte den anderen zu diesem großartigen Erfolg. Schön war auch, dass einige bereits ausgestiegene Teilnehmer an die Strecke, Etappenziele oder auch zur Siegerehrung gekommen sind und alle Finisher beglückwünschten bzw. an der Strecke motivierten. Am Ende kann man sagen dass das Teilnehmerfeld freundschaftlich zusammengewachsen ist und alle als Freunde die Veranstaltung verlassen haben.

Trotz der Strapazen, es hat sich gelohnt und es war eine einzigartige und unvergessliche Lauferfahrung für mich. Ich habe nette Leute aus aller Welt getroffen. Ein großes Lob möchte ich auch an die freiwilligen Helfer aussprechen, die immer für gute Laune gesorgt haben und uns motivierten. Jetzt heißt es für mich erstmal ausruhen und den Erfolg des Deutschlandlaufs genießen!"

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